Azurblau für Cesare Battisti

Manchmal ist es notwendig, unvermeidlich, sich abzuwenden, fortzugehen, etwas oder jemanden hinter sich zu lassen. Eine Passion, eine Liebe, eine Gelegenheit, ein Leben. Und manchmal ist es unvermeidlich, noch einmal zurückzukehren, weil noch etwas offen, etwas zu sagen ist, oder eine Geste notwendig erscheint. Vor ein paar Wochen beschloss ich, für einige Zeilen aus dem Nebel zurückzukommen, weil ein alter Gefährte aus den Kämpfen der 80iger, Bernd Heidbreder, im Exil in Venezuela verstorben war und es für mich unvermeidlich schien, einige wenige Worte dazu zu sagen. 

Nun also spreche ich erneut aus dem Nebel zu euch, weil mich das Schicksal eines “alten” Mannes bewegt. Cesare Battisti befindet sich seit dem 2. Juni im Hungerstreik, zusätzlich verweigert er seine Medikamente, die er aufgrund der langwierigen Folgen einer Hepatitis B Infektion zu sich nehmen muss. Seit über 28 Monaten befindet er sich defacto in Einzelhaft, als Reaktion auf seinen letzten Hungerstreik im Herbst letzten Jahres hat ihn der italienische Staat in den Knast von Rossano verschleppt, wo er im Hochsicherheitstrakt für ‘islamistische Terroristen’ einsitzt, umgeben von Gefangenen, die ihm nach dem Leben trachten, wiederholt ist er schon vor Jahren von Islamisten mit dem Tode bedroht worden u.a. wegen seines Engagement für den kurdischen Befreiungskampf. Nun also verlässt er seine Zelle praktisch nicht mehr und wenn er sie verlässt, dann darf er ‘Hofgang’ in einem Betonloch machen, das ganze 2 mal 3 Meter misst, die Wände so hoch, dass er den Himmel nur erahnen kann, der noch zu allem Überdruss hinter einem Gitter versteckt.  „Azurblau für Cesare Battisti“ weiterlesen