Post Covid Riot Prime Manifest (3) – Roter Oktober 

Zwanzig  abschließende Anmerkungen zu den gegenwärtigen Konfliktualitäten und Perspektiven.

 

“Es bedeutet zu behaupten, dass wir aufrichtig sind, mit unseren Kinderaugen in dieser nicht zu rechtfertigenden Welt; wenn jemand jemanden angreift, wird jemand jemanden angreifen.“

Manifest der Jugend (1)

Einundvierzig. Es war ein heißer Sommer. Die Taktung der Aufstände machte schwindelig, die Winterpaläste zu erobern erfolgte handstreichartig wie auf Sri Lanka, aber: Es kommt vor, dass Aufstände nicht direkt vom Staat besiegt werden, sondern vielmehr durch den Schock ihres eigenen Sieges. Als die Bewegung ihren eigenen Sieg betrachtete, schien sie wie gelähmt.” (2) Wie bereits im ‘Post Covid Riot Prime Manifest – Next Level’ konstatiert: “Nicht reif für den Bürgerkrieg, örtlich begrenzt, idealisierend in ihrer Verhaftung des Commune Charakters gelang nicht der notwendige Sprung in die neue Qualität der Klassenauseinandersetzung. Aber selbst wenn dieser Sprung zukünftig gelingen wird, wir also real die vorrevolutionäre Qualität erfahren, mit allen Sinnen, stehen wir vor dem Dilemma, wie sich diese neue Qualität ausdrückt, ihre Form findet”. (3) 

Gewisse Kreise in Frankreich, aus denen die Autorenkollektive Tiqquin und das Unsichtbare Komitee entstammen, bereisten verschiedene Orte des militanten Dissens, beschäftigten sich intensiv u.a. mit den Erfahrungen der italienischen Autonomia, bevor sie ihre Analysen und Vorschläge veröffentlichten. Verbleiben wir für einen Augenblick an diesem letztgenannten Ort, versuchen wir noch einmal unseren Fokus auf jene Klassenauseinandersetzung der 70er in Italien zu richten.  „Post Covid Riot Prime Manifest (3) – Roter Oktober “ weiterlesen

No Future (Upload 1. Mai 2022)

Letztes Jahr noch “wir sind friedlich”, nun also “Yalla Klassenkampf” mit jede Menge Nationalfahnen vorneweg, dahinter irgendwelche Neo-Stalinisten- Maoisten-Leninisten, was auch immer. Die Aufmärsche der K Gruppen in den 70er an gleicher Stelle waren nicht schlimmer. Alles trottet brav vor sich hin, der sogenannte anarchistische Block, zu dem mit dem wohl hässlichsten 1. Mai Plakat ever mobilisiert worden war, platziert tatsächlich zwei Rauchtöpfe vor dem Bullenrevier in der Sonnenallee, darf dann endgültig im fetten Spalier laufen. 

Ein paar Anwohner freuen sich über die Demo, was von den Organisatoren des Spektakels gefeiert wird als wäre das eine Weltneuheit. In 36 schieben die Bullen unterdessen die Abertausenden von Partyleuten, die in den Kiez eingefallen sind, als wären Myfest und Love Parade auf einen Tag gelegt worden, von der Demoroute. Dr. Motte legt dann auch tatsächlich auf dem Mariannenplatz auf, bekannt aus Funk und Fernsehen für seine antisemitischen und homophoben Ausfälle. Alles egal, Hauptsache irgendwas mit Future. 

Irgendwann kommt die “revolutionäre” 1. Mai Demo am Kotti an, rechts und links drängeln die Bullen, die aus den Seitenstraßen strömen, mit Wannen und Gittern ist ein Flaschenhals konstruiert worden, wie eine Viehherde wird die Masse in den Pferch getrieben, fein separiert vom schaulustigen Publikum. Der Oranienplatz in alle Richtungen abgeriegelt, als die erste Rangeleien beginnen, leuchten die mobilen Flutlichtmasten auf, im grellen Licht gleiten die Greiftrupps wie Buttermesser in die vorgewärmte diffuse Masse, am Ende um die 100 Festnahmen für nichts außer ein, zwei Farbeier und ein paar Flaschen. Die Demo Orga verdünnisiert sich irgendwann mit ihrem Lauti, nicht ohne noch im Großkotzlabermodus vom starken ersten Mai auf den Straßen Berlins zu labern, während daneben die Leute reihenweise zu Boden zu gehen.   „No Future (Upload 1. Mai 2022)“ weiterlesen

Post Covid Riot Prime Manifest (2) – Next Level 

Zwanzig weitere Anmerkungen zu den gegenwärtigen Konfliktualitäten und Perspektiven

Einundzwanzig: Die Imaginäre Partei muss aus dem Schatten treten und real werden. Darunter geht es nicht. Zu dem Faktor der Zeit, auf den wir schon im PCRPM 1 eingegangen sind, die Auslöschung der Welt, wie wir sie kennen, durch die Barbarei, die sich Zivilisation nennt, kommt jetzt die Zuspitzung des innerimperialistischen Krieges, der sich vorerst in der begrenzten Konfrontation in der Ukraine materialisiert, in sich aber die Tendenz und Möglichkeit der Ausweitung und Generalisierung trägt. In der Totalität des Krieges werden viele unserer Waffen aus den Aufständen der letzten 15 Jahre stumpf werden und da die Linke historisch gescheitert und sich im Begriff der Auflösung befindet (indem sie Teil der Macht wird oder gesellschaftlich bedeutungslose Sektiererei) existiert keine reale Kraft, die jenseits von Symbolik (Sabotage, Fahnenflucht, humanitäre Hilfe, hilflose, appellative [Massen]demos) Gegenmacht in dieser historischen Zuspitzung zu konstituieren in der Lage ist. Da der innerimperialistische Krieg, jenseits aller damit verbundenen Grausamkeiten, ganz konkret die Bedingungen der Klassenkampfes signifikant zu unseren Ungunsten verändert und den Horizont des Aufstandes verdeckt, müssen wir jetzt in eine neue Epoche eintreten, unabhängig davon zu wissen, wohin dieser Sprung führen wird. In den Abgrund oder in die Fähigkeit auf dem Niveau der konkreten historischen Situation agieren zu können. 

“Die intensivsten Kämpfe unserer Zeit stehen an einem Abgrund und kehren dann um. Weiter zu gehen würde bedeuten, ins Unbekannte zu springen. Niemand will der erste sein, der springt, um zu sehen, ob er Neuland entdeckt oder sich einfach im freien Fall wiederfindet. Wir wissen noch nicht, wie schließlich eine Situation geschaffen wird, die jedes Umkehren unmöglich macht und in der die Bedingungen selbst schreien: ‘hic Rhodus, hic salta!’“ (1)  „Post Covid Riot Prime Manifest (2) – Next Level “ weiterlesen

B.1.1.529

Dunkle Nächte, die die grauen Tage ablösen, der erste Schnee, der vergeblich fällt, kein weißes Leuchten in der Nacht, nur Matsch grau in grau. Eine Zigarette vor der Haustür, die nasse Kälte kriecht durch die dicke Jacke. Die alte Nachbarin wieder zurück, ein dreiviertel Jahr war sie weg, niemand wusste genaueres in diesem Haus, in dem man die Briefkästen nicht zählen mag, so viele sind es. Kerzengerade steht sie da im Hausflur, die mädchenhafte Figur, die graublauen Augen, die schon ein Schleier bedeckt. Hüftbruch sagt sie, dachte schon man werde sie ins Heim abschieben. Du erinnerst dich an den Sommer, der schon so lange her scheint, sie rauchend auf der Bank vor dem Haus, “der Arzt sagt ja, ich soll nicht mehr”. Und dann hast du in 20 Minuten mehr über das Leben gelernt, als wenn du es jahrelang studiert. Nur einfach durchs Lauschen. Nun also ist sie wieder da, dein Herz schlägt schneller, als du sie da vor ihrer Wohnungstür stehen siehst, läuft über vor Zärtlichkeit, als ob eine alte, große Liebe zurückgekehrt ist. Vorsichtig nimmst du sie in den Arm, willst sie da für immer halten, so zerbrechlich scheint sie dir. 

Und ist immer noch ungeimpft, was sollst du ihr erzählen von mRNA, sie wird dich anschauen wie einen Außerirdischen. Aber jetzt ist sie Abschaum, der weg kann, kann nirgends mehr hin, selbst wenn sie wollte und könnte. Der Seniorentreff im Haus war lange zu, jetzt erst 3 G, dann 2 G. Verschlossen für sie, ein weiterer Winter Einsamkeit. “Es muss jetzt ungemütlich werden für Ungeimpfte”, “Geiselnehmer”, “Tyrannen”, wer aber wird ihre Tränen zählen, wenn sie wieder alleine in der Wohnung ist, die Dämonen kommen und sie umkreisen. Und du kannst sie nicht ewig im Arm halten, um die Geister zu bannen, eigentlich kennst ihr Euch nicht wirklich, aber du darfst sie trotzdem kurz halten. Was für eine Ehre. Dann lässt du sie zurück, du musst. Arbeit. Weitere Schicksale, so viel Einsamkeit, so viel Schmerz, aber kaum eine Träne. Warum weint eigentlich fast nie einer, warum immer nur das treten nach unten, die hohlen Phrasen, wo jeder doch nur für sich und seine Blase, genetisch oder sozial, gerade steht.  „B.1.1.529“ weiterlesen

POST COVID RIOT PRIME MANIFEST (1)

Zwanzig notwendige Anmerkungen zu den gegenwärtigen Konfliktualitäten und Perspektiven.

Eins: Alle Regierungen sind schlecht. Rechte, linke, ultrarechte,… alle. Sie handeln nicht in unserem Interesse, den Menschen von unten, wie die Zapatisten sagen würden. Covid-19 hat wie in einem Brennglas den grundsätzlichen Antagonismus zwischen denen, die die Welt neu erschaffen müssen, damit es eine Welt überhaupt geben kann, und denen, die in unterschiedlichen Formen an der bestehenden Welt, der Welt des Untergangs festhalten, an ihrer Konsistenz partizipieren, zum Ausdruck gebracht.

Zwei: Die Linken sind in dem Prozess, der notwendig ist, um den Aufstand zu organisieren, keine Verbündeten, von einigen ehrenwerten Ausnahmen abgesehen. Sie haben uns in der Corona-Ära alleine und im Stich gelassen. Sie haben sich den Narrativen der Unvermeidlichkeit des Ausnahmezustandes nicht entgegengestellt, viele haben sogar noch härtere Einschnitte in unsere kollektiven, grundsätzlichen Rechte gefordert. Die weiße, reiche Linke des Westens hat der „Solidarität“ das Wort geredet, in Wahrheit jedoch einen faktischen Schulterschluss mit der Macht vollzogen und dazu aufgerufen, alle grundsätzlichen Klassenkämpfe, alle Manöver des sozialen Krieges von unten einzustellen, ruhen zu lassen. Dazu aufgerufen, der Macht und ihren Anweisungen zu vertrauen, hat sie ihre Propaganda weiter verbreitet und dabei völlig versäumt, eigene grundsätzliche Untersuchungen zur Situation anzustellen. Auch hier gilt: von wenigen ehrenwerten Ausnahmen abgesehen, wie zum Beispiel die Untersuchungen und Überlegungen einiger italienischer Linker zum Ausgangspunkt der Corona-Pandemie in Norditalien. (1)  „POST COVID RIOT PRIME MANIFEST (1)“ weiterlesen

Ghost Town

Die ersten etwas wärmeren Nächte in Kreuzberg, kurz vor Beginn der Ausgangssperre. Die Gehwege sind ausgestorben, aus einem vorbeifahrenden Auto dröhnen traurige türkische Schmachtfetzen in vollem Bass, trotzig aufreizend. Ein Fuchs patrouilliert durch das Hochhausghetto als sei es das selbstverständlichste der Welt. Ein paar türkische Jungs huschen um die Ecke, nicht allzu eilig, niemand soll auf falsche Gedanken kommen. Ein Schlenker in die Oranienstraße, fast wie früher am 1. Mai um drei Uhr Nachts, nur Türken und Outlaws. Bloß die Punks fehlen. Und die Bullen. Man sieht praktisch keine Bullen. Das ist das, was am meisten irritiert. Sie sind sich ihrer Sache so sicher, dass sie sich gar nicht mehr zeigen müssen. Vor einem hell erleuchteten Laden, der türkische Spezialitäten verkauft, stehen zu zweit oder dritt ein paar Jungs Anfang Dreißig, quatschen ein bisschen, hängen ab. Stehen da im hellen Licht, jeden Abend, wir sind noch da, kommt doch. Vielleicht gibt es etwas Streit, oder auch ein bisschen Bußgeld, das dürfte es ihnen wert sein, auf Schlägerei ist hier keiner aus, einfach nur ein bisschen zeigen, dass sie noch da sind. Sich und den Bullen. Die kommen aber nie, nehmen einfach keine Notiz. Fast schon kränkend.

In den dunklen Ecken am Urbanhafen sitzen sie dann doch, ein paar Jugendliche, reden leise, trinken, kiffen. Zuhause ist es voll und langweilig. Hier kommen kaum Bullen vorbei, manchmal ein paar Zivis mit Taschenlampen, aber das ist die Ausnahme. Das fällt am meisten auf. Das der Sommer langsam am Horizont auftaucht und man kaum junge Pärchen Hand in Hand die Straßen entlang schlendern sieht. Wie geht das. Wie hält man das aus, wenn man jung ist und die Zeit ganz andere Dimensionen hat. Sechs Wochen Sommerferien ein Versprechen der Ewigkeit sind. Lange Tage oder Abende am Badesee, durchgetanzte Nächte, alles ausprobieren, sich selber spüren, erkunden, den anderen, die andere erkunden. Verschwitzte Haut, schamesrote Gesichter, forsche Gesten, die alles überspielen sollen. Alle so hart, und doch alle so weich, so schimmernd durchlässig in ihren Sehnsüchten. Wie geht das, wie hält man das aus, wenn es das alles nicht gibt. Immer nur Pixel um Pixel, Homeschooling, keine Sprüche, keine Kippen auf den Schülertoiletten. Kein Spicken und abschreiben, die schönste Klassenarbeit ist die, für die man nicht gelernt hat, aber sich den richtigen Nachbarn ausgesucht hat. Man hält es nicht aus. Man zieht sich zurück, man wird wütend, aber da gibt es kein Ventil mehr, keinen Ort, wo man mit sich und seiner Wut hin kann. Die einen ritzen sich, die anderen knallen sich alles rein, was sie bekommen können. Manche stecken sich den Finger so oft in den Hals  bis sie alles rausgekotzt haben, was sie nicht schlucken wollen, nicht schlucken können. Kriegt eh keiner mit, jeder mit sich selbst beschäftigt. Wenn du Glück hast, hast du deine Clique, die ist Sternenstaub, kannste alle Sozialarbeiter, Kinder-und Jugendpsychologen, die ganzen Vertrauenslehrer in die Tonnen kloppen dagegen. Weil da welche sind die dich wirklich verstehen und denen du auch nichts vormachen kannst, weil sie selber so ticken. Aber Clique ist schwierig geworden. X Personen aus 2 Haushalten. Was soll das sein. Haushalte. Wer denkt sich sowas aus. Wer lebt denn in dem Alter in Kategorien wie Haushalte.  „Ghost Town“ weiterlesen

Endgames (5)

Ausgestorbene Straßen, ein paar Schatten, die um die Ecke huschen. Kreisten im Frühjahr 2020 die Bullen noch im Minutentakt durch Kreuzberg um die erlassenen “Kontaktbeschränkungen” zu kontrollieren, reichen jetzt 2 kleine Checkpoints am Kotti und in der Wiener um die verfügte Ausgangssperre zu überwachen. Ein Jahr Konditionierung hat die alten Tugenden des deutschen Untertans wieder an die kollektive Bewusstseinsoberfläche gespült, geschichtsvergessen schwenkt die Linke die weiße Fahne im Wind, während der Rechtsnachfolgestaat des Deutschen Reiches kollektive Einschließungsmaßnahmen exekutiert. 

Irgendwo demonstrieren ein paar Leute von ‘Ums Ganze’, von denen man seit einem Jahr nichts mehr gehört hat und die in ihrem einzigen grundsätzlichen Beitrag zum Pandemie Ausnahmezustand vor allem neben den üblichen Textbausteinen mit jenem zwanghaften Humorgerede vom “Beatmungsweltmeister Deutschland” auffielen, gemeinsam mit den misanthropischen ZeroCovid Freaks “gegen Ausgangssperren” und für einen “solidarischen Lockdown”, was ja an und für sich schon ein Widerspruch in sich ist.  „Endgames (5)“ weiterlesen

„Ich hab so Heimweh nach dem Kurfürstendamm“

Wenigstens keine neue “Offensive”, kein “Unregierbar”, keine vollmundig verbalradikalen Ankündigungen, stattdessen nun also bunt und divers, der 1. Mai in Berlin soll “familienfreundlich” werden, das Schweinesystem hat versagt, weil es keinen “echten Lockdown” gestemmt bekommen hat, bald kommt die revolutionäre Ausgangssperre. Gruppierungen, die sich nicht zu schade waren, mit Grünen, Linke und SPD Menschenketten zu bilden, verkünden nun mit stolzgeschwellter Brust die Übernahme des Frontblocks. Der 1. Mai in seiner Essenz: Einmal im Jahr die eigene gesellschaftliche Bedeutungslosigkeit vergessen machen, eine Demo mit 10.000 Menschen anführen. Selber unfähig Geschichte zu schreiben, bietet das Event 1. Mai seit vielen Jahren Gelegenheit sich im historischen Kontext herausputzen zu können. Eitle Selbstgefälligkeit, der die dumpfe Masse, die hinterher latscht, völlig egal ist, so wie der dumpfen Masse selber, die mit dem Wegebier in der Hand irgendwelchen roten oder was auch immer für Fahnen hinterher latscht, eigentlich auch die genauen Bestimmungen des Ganzen ziemlich egal sind. Mensch könnte am 1. Mai auch für niedrige Bierpreise oder kostenlose Bartrasuren demonstrieren, es kämen trotzdem jene 10.000 die Teil des fifteen-minutes-fame framing sein wollen.

Das zweite Jahr in Folge Corona bedingt kein Ballermann Fest zwischen Oranienplatz und Schlesisches Tor. Das war es schon mit den guten Nachrichten. Waren es im letzten Jahr nur 2000, 3000 Leute, die trotz Pandemie nach Kreuzberg zum 1. Mai kamen, wussten die offensichtlich wenigstens zum großen Teil, warum sie da waren. Keine pseudoradikale Runde mit Hassi unangemeldet durchs Myfest, wobei eh immer die Hälfte inmitten des Ballermannpublikums verloren ging. Kein überdimensionierter Truck, der in ohrenbetäubender Lautstärke die immer gleichen Phrasen und Parolen unters Volk brachte. Kein pseudomilitanter Frontblock, der Jahr für Jahr Prügel bezog, wenn die Bullen die Zeit für gekommen hielten. Stattdessen zog mensch 2020 kreuz und quer durch Kreuzberg, die Bullen kamen das erste Mal seit Jahren ins Schwitzen und es brauchte keine grossen militanten Auseinandersetzungen, um das Gefühl zu bekommen, heute sei es am 1. Mai mal wirklich um etwas gegangen und an diesem Abend fand dann auch das Lächeln zurück auf den Heinrichplatz. Aber was zählt schon ein Lächeln im Geschacher der Bündnisse und Politgruppen um die Zielgruppe. „„Ich hab so Heimweh nach dem Kurfürstendamm““ weiterlesen

Endgames (4)

Während Merkel bei der Anne Will Audienz von “notwendigen” Ausgangssperren spricht, um sich dann sofort zu verbessern, “Ausgangsbeschränkungen”, der soziale Krieg kommt maskiert daher, titelt die taz, die ja mal als Reaktion auf die Totalität des Staates im “deutschen Herbst”, also als Reaktion auf die Konfrontation zwischen Stadtguerilla und der BRD ‘77, den Toten von Stammheim, gegründet wurde, in ihrem Hamburger Lokalteil gewollt bagatellisierend: “Pyjamapartys verboten”. Und während in Hamburg noch ZeroCovid gegen sich selbst demonstriert, ist der ehemalige Bundesinnenminister de Maizière schon weiter, er verlangt eine Änderung des Grundgesetzes, um in “zukünftigen Krisen” “ schnell “reagieren zu können”. In “solchen Krisen” soll dann ein “Krisenstab” mit “neuen Durchgriffsrechten” und “Weisungsrechten gegenüber den (Bundes)Ländern” eingesetzt werden. Auch die Armee soll als erweiterte Polizei unter deren Kommando z.B. “Gebäude und Gebiete sichern”.  „Endgames (4)“ weiterlesen

Endgames (3)

Nun also ein paar durchsichtige Bauernopfer, Figuren aus der zweiten und dritten Reihe, die bei der Beschaffung von “Masken” eigentlich nur das systemimmanente Prinzip der Gewinnmitnahme realisiert haben. Das eigentliche politische Personal und ihr Narrativ bleiben unangetastet. Nach tausenden von Toten in den Alten- und Pflegeheimen in diesem Winter. Als im Frühjahr 2020 kein Ausnahmezustand, kein “Lockdown” in Schweden ausgerufen wurde und es dort in den Alten- und Pflegeheimen zu vielen Toten infolge der Corona Pandemie kam, war hierzulande die moralische Entrüstung groß. Von ganz linksaußen über Ditfurth bis ins Herz des politischen Apparates schallte es “Mörder”, jetzt sind die vielen Toten hierzulande zwar einige kritische Nachfragen wert, aber mehr auch nicht. 

Die “linksradikale” Blase arbeitet sich an den Querfront Ansammlungen ab, jeder bescheuerte Autokorso bekommt mehr Aufmerksamkeit als die Tatsache, dass der Staatsapparat es trotz eines halben Jahres Vorlaufs und der Verfügbarkeit von verlässlichen Schnelltest es nicht geschafft oder für nötig befunden hat, eine engmaschige Teststrategie in den Einrichtungen zu implantieren, die viele Einträge und damit viele Tote verhindert hätte. 

Und während wir hier nun in den fünften Monat der bedingten Wohnhaft eintreten, “Verweilverbote” an der frischen Luft, Maskenpflicht in Grünanlagen und ähnliche völlig sinnfreie und autoritären Eingriffe in das gesellschaftliche Leben zur “neuen Normalität” gehören, geniesst die Berichterstattung über Schweden Seltenheitswert oder es werden realitätsverdrehende Berichte lanciert, “die Schweden seien jetzt auch zur Vernunft gekommen” und auf den “europäischen Weg” eingeschwenkt. In Wirklichkeit liegt die Übersterblichkeit in Schweden für 2020 nicht signifikant höher als hierzulande, die Anzahl der Menschen die an Covid19 sterben liegt derzeit bezogen auf die Einwohnerzahl in dem Bereich, in dem sich viel europäische Länder bewegen, so auch die BRD. Einige Länder mit sehr restriktiven Maßnahmen haben sogar wesentlich mehr Tote zu beklagen bezogen auf die jeweilige Einwohnerzahl.  „Endgames (3)“ weiterlesen